Symptomaufstellungen

Symptomaufstellungen bzw. Krankheitsaufstellungen

Aufstellungsformat

Aufstellungen bei denen es um Krankheitssymptome geht, können die verborgene Dynamik oder auch „Botschaft“ von Krankheiten bzw. Symptomen im System des Klienten deutlich machen und so Hinweise geben, welche Veränderungen hilfreich sein können.

Dazu werden zunächst mindestens zwei Stellvertreter aufgestellt: Einen für das durch Krankheit oder psychische Beeinträchtigung betroffene Körperteil (z.B. das lahme Bein) oder für das Symptom (z.B. der Krebs, die Schuppenflechte, etc.) sowie ein Stellvertreter für den Klient/die Klientin.

Ergänzt werden können diese noch durch Systemelemente oder Personen des Klienten, die sich im Vorgespräch als bedeutsam herauskristallisiert haben. Oft zeigt es sich beispielsweise, dass auch andere Familienmitglieder unter ähnlichen Krankheiten oder Symptomen litten und hier sollte eine Verbindung geprüft werden.

Dementsprechend stellen einige Aufsteller bei Krankheitsaufstellungen von Anfang an drei Repräsentanten auf: einen für die Krankheit / das Symptom, einen für den/ die KlientIn und einen für eine unbekannte Person im Familiensystem. Hierbei ist die Annahme, dass das Symptom eigentlich zu der unbekannten Person gehört bzw. an sie erinnert (s. auch Abschnitt:  Systemische Dynamiken…).

Krankheit als Ausdruck systemischer Unordnung

Hellinger versteht Krankheiten als Ausdruck systemischer Unordnung und als Versuch, die Ordnung wieder herzustellen. So können sie mal als wohlwollender Freund, mal als strenger Meister auftreten, sind aber systemisch gesehen eben nicht durchweg negativ, sondern haben eine systemische Funktion: Etwa die Aufrechterhaltung von Loyalitäten oder unbewussten Bindungen im Familiensystem. Das Symptom kann dann gehen, wenn seelisch eine Lösung gelingt.

Allerdings weist schon Hellinger darauf hin, dass Aufstellungen keine Wunderheilveranstaltungen sind, sondern es ermöglichen, die Selbstregulation wieder in Gang zu bringen, die zur Heilung führen kann. In schweren Fällen, z.B. bei fortgeschrittenem Krebs hat die Schulmedizin Vorrang. Aufstellungen können hier aber ergänzend helfen, indem sie die seelische Komponente von Krankheiten und Symptomen behandeln.

Systemische Dynamiken, die zu Krankheiten führen können

Typische, in der klassischen Aufstellungsarbeit bekannte Dynamiken, die zu Krankheiten führen können, sind Verstrickungen mit ausgeschlossenen Familienmitgliedern, Sühne für Schuld und Ablehnung der Eltern.

Bei der Verstrickung mit einem ausgeschlossenen Familienmitglied verbindet die Krankheit mit dem Ausgeschlossenen und vertritt ihn als ihr Stellvertreter innerhalb des körperlichen Systems des Klienten.

Bei der Sühne für Schuld, die zu Krankheit, Selbstmord, Unfall, finanziellen Krisen, etc. führen kann, steht das Bedürfnis nach stellvertretendem Ausgleich für Schuld, die ein früheres Familienmitglied auf sich geladen hat und nicht selbst ausgeglichen hat. Die erkrankte Person übernimmt dann unbewusst diesen Ausgleich durch ihr Leiden. Dahinter steckt ein kindliches  > magisches Denken: Die Vorstellung, dass man durch etwas Schweres andere von ihrem schweren Schicksal erlösen kann. Dies aber ist eine Anmaßung und geht dementsprechend neben der Schwere mit einem Gefühl von Größe, Macht und Überlegenheit einher. Die Lösung besteht in einer Haltung der Demut gegenüber der schuldig gewordenen Person und ihrem Schicksal, was sich in einer Aufstellung durch eine Verbeugung oder Lösungssätze ausdrücken können wie: „Das ist dein Schicksal/ deine Schuld, ich lasse es/sie bei dir!“.

Die Ablehnung der Eltern und damit verbundene Vorwürfe bis hin zu Rechtsstreitigkeiten, u.ä. können ebenfalls eine krankmachende Dynamik erzeugen und werden oft mit Krebserkrankungen in Verbindung gebracht. Auch hier ist die Erkrankung bzw. das Symptom dann ein Stellvertreter für die Abgelehnten (ausgegrenzten) Eltern und Ausdruck einer kindlichen Bindungsliebe (vgl. unterbrochene Hinbewegung), die trotz allem Schlimmen in der Beziehung immer auch ein Teil von uns ist. Die Lösung beseht hier Wiederrum in der Anerkennung und Würdigung der Eltern als Eltern.

Quellen:

  • Pierre Frot: „Lexikon des Familienstellens und der Systemischen Aufstellungsarbeit“, Darmstadt 2013. ( Stichwort „Symptomaufstellungen“)

Ähnliche Einträge