übernommene Gefühle („Fremdgefühle“)

Bert Hellinger beschreibt als eine Grunddynamik die Übernahme von Erfahrungen, Zuständen und Aufgaben oder Symptomatiken aus früheren Generationen (bzw. aus dem System). Diese Übernahme beschränkt sich nicht nur auf Gefühle (!), sondern umfasst auch Handlungsmuster, Impulse, Gedanken.

> Übernimmt man Gefühle aus dem System z.B. durch Identifikation so führt dies zu einer Verstrickung.

Wie erkennt man übernommene Gefühle?

Wie sekundäre Gefühle sind auch übernommene Gefühle

  • nicht situationsangemessen
  • treten ohne äußeren Auslöser auf und herrschen oft als Grundstimmung (ständig präsent) vor
  • schwächen, da sie nicht zur Person selbst gehören
  • sie machen deshal im eigenen Lebenskontext keinen Sinn und wirken störend und fremd
  • werden als Ich-fremd erlebt, d.h. der Klient hat in seiner Tiefe eine Vorstellung von sich, die nicht zu diesem Gefühl (Muster) passt – so als ob er neben sich steht und gleichzeitig mit seiner eigenen eine weitere zweite Position einnimmt. (lösende Frage: Wem entspricht diese andere Position?)
  • im Gegensatz zu primären Gefühlen bzw. sekundären Gefühlen wirken sie nicht anrührend bzw. künstlich oder übertrieben, sondern eher lähmend, schwächend und machen rat- und hilflos
  • überfordern den Klienten, da dieser sich als Kind mit der Übernahme dieser Gefühle überforderte

Erklärung und Entstehung:

Hellinger versteht übernomme Gefühle im Rahmen der kindlichen Loyalität (bzw. Bindungsliebe):

"Ich tue das für dich! / Ich fühle das für dich!"

Übernommene Gefühle stammen in diesem Sinne aus dem Kontext einer anderen Person, aus dem Familiensystem und werden von Kindern oder Enkeln stellvertretend gefühlt, wenn die Eltern oder Großeltern sie nicht gefühlt haben oder haben fühlen können.

Oft konnten die angemessenen Gefühle zu der Zeit nicht gefühlt werden, als die Ereignisse eintraten, weil kein Raum dafür war oder das Umfeld es nicht erlaubte oder es handelt sich um traumatisierende Ereignisse, die abgespalten worden.

Lösung:

Übernommene Gefühle müssen zunächst als solche erkannt und zugeordnet werden:

Wo/Wem im System gehören sie hin?

Dann kann man diese z.B. in einem Ritual oder durch einen Lösungssatz zurückgeben, z.B.

"Ich habe es für dich getragen, aber jetzt gebe ich es dir zurück. Das gehört nicht zu mir! Ich mute es dir nun zu!"

Bsp:

Eine Klientin leidet unter spontan auftretenden Depressionen. In der Amnanese stellt sich heraus, dass ein Geschwister der Mutter früh gestorben ist und das Kind die Trauer der Mutter trägt.

{Phänomen Stellvertretung: Übernommene Gefühle sind aus kindlicher Loyalität stellvertretend erlebte Gefühle.}

(Ursprung: Transaktionsanalyse)

(Lexikon, "Gefühle"; Franke: "Augen", S. 58 f.)

Ähnliche Einträge