Sekundäre Gefühle, auch „Ersatzgefühle“ sind weder rein noch situationsangepasst, auch wenn ihre Qualität stimmt. Im Sekundärgefühl ist das Primärgefühl verdeckt enthalten.
- Sie entsprechen im Grundmuster einer inneren Wegbewegung bzw. unterbrochenen Hinbewegung: Als Kleinkind hat man erfahren, dass seine Annährungsversuche zu Ablehnung führten und man nicht das von der Umwelt (meist den Eltern) bekam, was man benötigte.
- Sie haben keinen Spannungsbogen wie primäre Gefühle, sondern sind chronisch – ohne konkreten Anfang und klares Ende und treten auch in weiteren Sitzungen (Therapie) wiederholt auf; Sie können lange nachwirken und immer wieder „aufgekocht“ werden.
- Sie nähren sich mit den begleitenden Körperzuständen (d.h. Spannung, innere Unruhe, Lähmung, Hilflosigkeit) aus inneren Bildern und frühren Erfahrungen, d.h entstehen nicht aus der aktuellen Situation (!) {vgl. Übertragung}.
- Sie dienen wie andere Bewältigungsstrategien dem Schutz, der Abgrenzung und dem Spannungsabbau.
- Sie werden meist mit geschlossenen Augen erlebt und nicht in Kontakt mit der Situation bzw. Begleitperson (denn in beiden Zeiten zugleich zu sein, der Gegenwart und Vergangenheit, ist nicht möglich!).
- Sie können leicht unterbrochen werden, wenn die Begleitperson den Klienten auffordert, ihm in die Augen zu schauen / die Augen zu öffnen.
- Als Begleitperson reagieren wir selbst mit sekundären Mustern (Gefühlen) und grenzen uns ab: Sie führen dazu, dass man sich genervt, müde oder manipuliert fühlt, eventuell sogar erpresst (ohne dass klar wäre, warum bzw. wodurch). Sie erzeugen kein Mitgefühl (!).
- Sie dürfen nicht bestätigt werden, sonst droht Eskalation.
- Sekundärgefühle werden künstlich produziert und oft auch konserviert, z.B. Ärger gegenüber Partner wegen Zuspätkommens, den man den Tag über aufrecht erhält und abends serviert.
Beispiele:
Lebensangst, tiefe Furcht, Panik, Todesangst, Grauen, unsagbares Entsetzen, existentielle Bedrohung, Gefühl sich aufzulösen, zu verschwinden.